Eidgenössische Wahlen 2015

Subtitle

Wahlteilnahme und Wahlentscheid

Publisher

Selects – FORS

Publication year

2020

How to cite

Lutz, Georg (2016). Eidgenössische Wahlen 2015. Wahlteilnahme und Wahlentscheid. Lausanne: Selects – FORS.

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© the authors 2020. This work is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International License (CC BY 4.0)

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Das Wichtigste in Kürze: Trendwende für die FDP, anhaltende Polarisierung

Die FDP festigte bei den Eidgenössischen Wahlen 2015 ihre Stellung als führende Wirtschaftspartei. Die SVP legte dank einer soliden Wählerbasis und der verbreiteten Sorge um Migration zu. GLP und BDP können hingegen nur auf eine kleine Stammwählerschaft zählen und sie wurden von der Wählerschaft 2015 kaum mit bestimmten Themen oder mit Lösungen dazu identifiziert. Dies zeigt eine Studie aus dem Wahlforschungsprojekt Selects, das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert und bei FORS in Lausanne durchgeführt wird.

SVP und FDP waren die grossen Gewinner der Eidgenössischen Wahlen 2015, verloren haben die neuen Mitteparteien GLP und BDP. Das Wahlverhalten hinter dem Resultat wurde im Rahmen des  Wahlforschungsprojektes Selects zum sechsten Mal untersucht. Die Resultate zeigen: 2015 gelang es der SVP erneut viel besser als allen anderen Parteien, ihre potentielle Wählerschaft zu mobilisieren. Fast alle, die 2011 SVP wählten, gaben 2015 erneut der SVP ihre Stimme. Und wer 2011 nicht gewählt hatte, gab überdurchschnittlich oft der SVP die Stimme. Die Partei konnte davon profitieren, dass ihre Kernthemen Migration, Asyl und Flüchtlinge während den letzten zwei Monaten des Wahlkampfes mit grossem Abstand als wichtigstes Problem für die Wählerschaft galt.

FDP wird viel Kompetenz zugesprochen

Zugelegt hat 2015 die FDP. Sie hat nicht nur leicht an Stimmen gewonnen, sie hat sich vor allem zu der Partei entwickelt, bei der sich die meisten Wählenden vorstellen können, sie einmal zu wählen. Damit hat die FDP die Basis potentieller Wähler massiv erweitert. Hinzu kommt, dass sie als die Partei wahrgenommen wird, die sich am stärksten um die Wirtschaftspolitik kümmert und auf diesem Gebiet am kompetentesten ist. Die SVP wird  demgegenüber nur von zehn Prozent der Wählenden als führende  Wirtschaftspartei wahrgenommen. Der FDP wird auch die höchste  Kompetenz in der Europapolitik zugesprochen.

Bei den beiden noch jungen Parteien BDP und GLP zeigt sich 2015 ihr noch immer wackliges Fundament. Beide Parteien haben eine kleine Stammwählerschaft und waren auf Wechselwählende angewiesen, um nicht einzubrechen. Hinzu kommt, dass die beiden Parteien von der Wählerschaft 2015 kaum mit bestimmten Themen oder mit Lösungen dazu identifiziert wurden. Zudem ist der Anteil jener, die sich vorstellen können GLP oder BDP zu wählen gegenüber 2011 deutlich zurückgegangen. Das Problem der CVP hingegen ist, dass sie vor allem Traditionswählende hat, die aber im Laufe der Zeit immer weniger geworden sind.

Bürgerliche: Diskrepanz zwischen Kandidierenden und Wählenden

Bei den Wahlen 2015 ist zudem die Polarisierung nochmals grösser geworden. Die Wählerschaft ist in den letzten 20 Jahren insgesamt nicht substantiell nach rechts oder links gerückt. Aber die Wählerinnen und Wähler der SVP sind deutlich rechter geworden, jene der FDP ein wenig rechter. Die Wählerschaft von SP und GPS ist dagegen seit 1995 linker geworden. Diese Polarisierung ist für die GPS und die SP ein Problem, weil sie weniger Ausstrahlungskraft in die Mitte haben als noch 1995. Das beschränkt ihr Wachstumspotential, da es nicht mehr linke Wählende gibt.

Beim Vergleich der politischen Positionen zwischen Wählerschaft und den Kandidierenden verschiedener Parteien zeigt sich, dass die Kandidierenden von GPS, SP und CVP auf der Links-Rechts-Achse sehr ähnlich positioniert sind wie ihre Wählerschaft. Bei der GLP, BDP, FDP und SVP sind die Kandidierenden hingegen rechter positioniert als ihre Wählerschaft. Am auffälligsten ist dies bei der GLP. Während sich die GLP-Kandidierenden in der Mitte verorten, sehen sich die GLP-Wählenden klar links der Mitte. Auch bei den Positionen zu verschiedenen Sachfragen zeigen sich vor allem bei den bürgerlichen Parteien Differenzen. So sind bei SVP, FDP, BDP und auch der GLP eine Mehrheit der Kandidierenden für eine Erhöhung des  Rentenalters. Bei der Wählerschaft dieser vier Parteien ist hingegen eine Mehrheit dagegen.